Wunschtraum Wembley: Borussia Dortmund vor "bretthartem Ding" in Paris

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Wunschtraum Wembley: Borussia Dortmund vor "bretthartem Ding" in Paris

Aktualisiert
Wenn sich jemand mit der "maximalen Leidensfähigkeit" auskennt, dann Niclas Füllkrug.
Wenn sich jemand mit der "maximalen Leidensfähigkeit" auskennt, dann Niclas Füllkrug.AFP
Der Wunschtraum Wembley schwebte mit Borussia Dortmund über den Wolken - und Hans-Joachim Watzke ging eine Wette mit der Geschichte ein. "Auch elf Jahre später habe ich mir das Finale von 2013 noch nicht angeschaut", sagte der Vereinsboss dem SID vor dem Abflug zum Champions-League-Thriller der Extraklasse bei Paris St. Germain. "Wenn wir es wieder ins Endspiel schaffen, dann schaue ich es mir an."

Am Vormittag saßen all diejenigen in der Sondermaschine, die mit der Kathedrale des Fußballs seit der traumatisierenden Niederlage gegen Bayern München eine Rechnung zu begleichen haben. Watzke selbst, der sich an diese dramatischen Stunden gar nicht mehr erinnern kann, Sebastian Kehl, damals BVB-Spieler, inzwischen Sportdirektor. Mats Hummels, Marco Reus, die heutigen Co-Trainer Sven Bender und Nuri Sahin: Sie alle standen 2013 auf dem Platz. Und sie alle wollen via Paris unbedingt zurück nach London - für eine zweite Chance.

"Das wäre ein Riesenstatement, nach Wembley zu kommen und die Geschichte noch einmal neu zu schreiben", sagte Kehl. "Da steht allerdings noch ein Abend bei PSG davor", ergänzte Watzke. Und dieser Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) kann mit dem dünnen 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel sehr, sehr lang werden. "Das wird noch ein bretthartes Ding", ahnte Hummels, Niclas Füllkrug beschwor das notwendige Abrufen "maximaler Leidensfähigkeit".

Zum Match-Center: Paris Saint-Germain vs. Borussia Dortmund

Das Selbstbewusstsein lebt

Der BVB sieht keinerlei Grund mehr, sich klein zu machen. Die rauschende Nacht gegen Atletico Madrid, das Hinspiel gegen Kylian Mbappe und die anderen Stars oder das 5:1 gegen den FC Augsburg mit der B-Mannschaft haben das Selbstvertrauen nach und nach genährt. "Wir haben eine Menge Emotionen, Euphorie und Energie gesammelt", betonte Kehl: "Sie werden anrennen, mit der Arroganz ins Spiel gehen, das zu Hause selbst zu regeln. Aber wir sind vorbereitet."

Die Erinnerung an das 0:2 im Prinzenpark in der Gruppenphase dient als Mahnung. Der BVB spielte sehr zaghaft, ängstlich, verschreckt - er wurde phasenweise vorgeführt. Am Dienstag muss er die Balance zwischen Mut und Zurückhaltung besser auspendeln. "Wir müssen auf der Hut sein, dass wir nicht zu viel riskieren, sonst laufen wir in Konter", riet Nico Schlotterbeck. "Wir dürfen auch nicht zu nervös sein, das kann dir das Genick brechen."

Kylian Mbappe als "Ausnahmespieler"

In einer Sache gibt sich der Innenverteidiger keinen Illusionen hin: "Mbappe kannst du nicht ganz ausschalten - das ist ein Ausnahmespieler." Der teuerste Stürmer der Welt trägt die Last des Hunderte Millionen Euro schweren Katar-Projektes, er soll die Welthauptstadt des Glamours vor seinem Abschied mit dem Silberpokal beschenken. Dass es noch nicht vorbei ist, hat er sofort nach dem Hinspiel dokumentiert: "Mi-temps", schrieb er bei Instagram. Es ist erst Halbzeit!

"Man hat ein Ergebnis, von dem man weiß, dass man es erreichen müsste", sagte Füllkrug. Das kann einerseits eine gewisse Trägheit auslösen, andererseits, so hofft der zuletzt treffsichere Nationalstürmer, dazu führen, dass das 1:0 mit Zähnen und Klauen verteidigt wird. "Da ist null Motivation notwendig. Aber wir bleiben demütig."

Mats Hummels ist 2013 Sekundenbruchteile vor dem 1:2 durch Arjen Robben am Ball vorbeigegrätscht. Er schaute aus nächster Nähe schockiert zu, wie sein Traum platzte. Auf der Zielgeraden seiner Karriere wolle er "natürlich wieder nach Wembley", sagte er nun: "Und wer ins Finale will, muss auch in Paris bestehen."

PSG-Coach Enrique: "Habe Vertrauen in meine Mannschaft"

Frankreichs Serienmeister Paris St. Germain blickt dem Rückspiel im Champions-League-Halbfinale gegen Borussia Dortmund trotz der 0:1-Hypothek aus dem Hinspiel mit Zuversicht entgegen. "Ich habe Vertrauen in meine Mannschaft", sagte Trainer Luis Enrique vor dem Spiel am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video): "Wir freuen uns, diese Art von Spielen zu erleben. Es wird eine Party, und wir wollen ins Finale."

Optimismus schöpft PSG auch aus dem Viertelfinale gegen den FC Barcelona. Die Franzosen hatten im April ebenfalls das Hinspiel verloren, sich dann im Rückspiel aber klar durchgesetzt. "Es macht keinen Unterschied, wenn wir ein Gegentor kassieren. Wir haben uns auch gegen Barcelona durchgesetzt", sagte Enrique: "Und wenn wir treffen, ändert das die Einstellung des Gegners. Wir können zwei Tore in drei Minuten erzielen, aber wir müssen zu einhundert Prozent konzentriert sein."

Der Respekt vor dem BVB ist derweil groß. "Dortmund ist gefährlich am Ball, wir müssen besser verteidigen und unseren Rhythmus beibehalten. Ich denke, es wird ein großartiges Spiel, auch ein offenes und sehr schweres", sagte Enrique: "Aber wir sind zu Hause mit unseren Fans, deshalb bin ich mir sicher, dass wir das Spiel drehen werden."

Davon ist auch Kapitän Marquinhos überzeugt. Man sei "zuversichtlich" und "emotional bereit", sagte der Brasilianer.

PSG-Ultras mit Kampfansage

Mehr als bereit sind derweil auch die Anhänger der Pariser: Die Ultra-Bewegung der Franzosen ruft dazu auf, den Prinzenpark gegen Borussia Dortmund in einen dampfenden Hexenkessel zu verwandeln. "Unsere Unterstützung wird unerschütterlich sein, unser legendäres Stadion wird ein Vulkan sein, der unsere Spieler entflammt und unseren Gegner in Angst und Schrecken versetzt", teilte das "Collectif Ultras Paris" vor dem Halbfinal-Rückspiel der Champions League mit: "Vom Aufwärmen bis zum Schlusspfiff, unabhängig vom Spielstand!"

PSG, das sich mit seinen katarischen Besitzern seit Jahren vergeblich nach dem Champions-League-Pokal streckt, muss am Abend ein 0:1 aus dem Hinspiel wettmachen. "Dieses von allen sehnlichst erwartete Spiel muss mit einem krönenden Höhepunkt enden", forderte das CUP bei Twitter. "Dafür brauchen wir jeden Einzelnen. Jeder ist verpflichtet, voll präsent zu sein und seinen Beitrag zum Erfolg zu leisten."

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Paris Saint-Germain (4-3-3): Donnarumma - Hakimi, Marquinhos, Danilo Pereira, Nuno Mendes - Zaire-Emery, Vitinha, Fabian Ruiz - Dembele, Mbappe, Barcola

Borussia Dortmund (4-3-2-1): Kobel - Ryerson, Hummels, Schlotterbeck, Maatsen - Sabitzer, Can, Brandt - Adeyemi, Sancho - Füllkrug